Samstag, 6. Oktober 2007

Zum Tag der offenen Moschee am 3. Oktober

Dieses Jahr haben drei der Moscheen im Kiez am Tag der offenen Moschee teilgenommen.

Erste Station: die Haci Bayram Moschee. Sehr beeindruckend war die Führung von Herrn Durak durch den ganzen neu renovierten Trakt neben der bisherigen Moschee. Viele ehrenamtliche Helfer haben ihre kostbare Zeit und ihr Geld investiert, damit das möglich werden konnte.
Natürlich wäre es schöner, so Herr Durak, die ganzen Gebäude abzureißen und statt dessen eine große "richtige" Moschee zu bauen, auch um den Kindern und Enkeln, die hier in Deutschland als ihrer Heimat leben, den Glauben angemessen vermitteln zu können. Sie aber dafür mit einem großen Schuldenberg zu belasten - nein - das sei nicht zu verantworten. Das ganze bisherige Bauprojekt konnte realisiert werden, ohne einen Cent Kredit bei einer Bank aufnehmen zu müssen! Und Herr Durak zitiert ein passendes Sprichwort (und schreibt es mir auch auf):
Ayagini yorganina göre uzat! (Was das bedeutet? Einfach den Nachbarn fragen!)
Man kann sehr gespannt darauf sein, wenn die Gebäude eingeweiht und genutzt werden können, z.B. für einen Treffpunkt für Jugendliche, ein Cafe und vieles andere.

Zweite Station: die Bilal Moschee/Deutschsprachiger Muslimkreis. Nach einer kurzen Führung durch die Moschee kommt es zu einem Gespräch mit zwei jungen Frauen zum Thema "Gebet". Sie laden herzlich ein, doch beim Nachmittagsgebet zu bleiben und zuzuschauen. Ich reagiere etwas erstaunt, ist für mich doch Gebet etwas sehr Persönliches, bei dem ich mir nicht so ohne weiteres "zuschauen" lasse. Und höre interessiert zu, als sie mir erklären, dass es eben das vom Ablauf formalisierte rituelle Gebet gibt, zu dem an diesem Tag ausnahmsweise Gäste "zuschauen" dürfen und dann aber auch das stille persönliche Gebet.
Dann startet auch das Referat von Imam "Reimann", die über "Gute Nachbarschaft" redet, entsprechende Verse aus dem Koran zitiert und aus ihrer eigenen Erfahrung berichtet.

Im Hof werden den Gästen trotz Fastenzeit sehr leckere Suppe, Kaffee und spezielle orientalische Leckereien angeboten, gleich schon die praktische Umsetzung des Referats, gute Nachbarschaft zu praktizieren.

Dritte Station: Das Interkulturelle Zentrum für Dialog und Bildung (IZDB). Herr Youssef führt durch den ganzen Trakt und gibt hilfreiche Erklärungen. Auch hier dienen die Räume nicht nur zum Gebet und für die Freitagspredigt, sondern auch für Deutsch-, Arabisch- und Computerkurse, Nachhilfe und Nähkurse, es gibt sogar einen Fitnessraum, der besonders von den Frauen intensiv genutzt wird. Außerdem gibt es noch einen Buchladen und eine Kantine.
Zentrum und ein ganz besonderes Schmuckstück ist natürlich der Gebetsraum, einer der schönsten von Berlin.
Viele Muslime nehmen sich während des Ramadan die Zeit, den ganzen Koran einmal durchzulesen. So sitzt auch hier in einer Ecke eine Gruppe von Männern auf dem Boden - leicht entrückt im hellen Licht.

Fotos: m:ub / reinfried.musch@gmx.de

Der Rundgang war für mich, auch wenn ich schon einiges über den Islam weiß, sehr interessant, insbesondere die Unterschiedlichkeit dieser drei Moscheen und die persönlichen Begegnungen. Was mich beeindruckt hat, war überall die außerordentliche Freundlichkeit und Gastfreundschaft.
Andrerseits war da natürlich auch dieses Gefühl der Verunsicherung und Fremdheit - eine andere Atmosphäre, die in den Räumen spürbar ist. Es wäre interessant, sich darüber auszutauschen - Kommentare willkommen!

1 Kommentar:

Brigitte hat gesagt…

Ich habe vor ein paar Monten das IZDB bei einer Führung gesehen. Ich kann mir nicht richtig vorstellen, mich in diesen Räumen wirklich aufzuhalten, dort ganz selbstverständlich etwas zu tun. Ich überlege auch, ob es (für wen auch immer) Einladungen zu GEMEINSAMEN TUN in diesen Räumen gibt.

Führung, ja OK, man hat es dann gesehen.

Brüße
Brigitte